
Nahrung braucht der Mensch zum Leben – ein Fakt, den auch Du sicherlich nicht abstreiten wirst. Doch was ist das eigentlich, wenn wir von „gesunder Ernährung“ sprechen? Gehen wir einmal gedanklich in eine Buchhandlung und schauen uns in der Abteilung mit den Gesundheitsbüchern um. Was schätzt Du, wie viele verschiedene Bücher zum gleichen Thema du finden wirst? Es sind mehrere hundert – garantiert! Bücher, die dir versprechen dass Du dank ihnen beginnst gesund zu leben.
Das klingt alles wunderbar, doch weißt du was das Irrsinnige an der Sache ist? In all den Büchern stehen unterschiedliche Dinge. Was dir im einen Buch als gesund deklariert wird, wird im nächsten Wälzer bereits verrissen. Moderne Ernährungslügen sind wohl eines der größten Probleme, wenn es darum geht, wirklich gesund zu leben. Genau deshalb wollen wir mit diesen Mythen und Lügen aufräumen – immer im Doppelpack! Den Anfang machen Fett und Zucker!
Was Großmutter noch wusste
Erinnerst Du Dich noch daran, was bei Deiner Großmutter auf dem Frühstückstisch stand? Nicht? Es war die gute Butter, die fettige, gute Butter, die aus jeder Scheibe Vollkornsauerteigbrot etwas Besonderes machte. Es waren frische Sonntagseier und es waren naturbelassene, oft auch selbst erzeugte Wurstwaren. Dinge, die es so kaum noch auf einem (städtischen) Frühstückstisch gibt.
Viele kaufen Margarine mit Joghurt, Hauptsache es ist leicht. Sie verbannen alle fettigen Lebensmittel von ihrem Esstisch und freuen sich jedes Mal wenn sie ein Produkt entdecken, auf dem Sätze wie „nur 0,5 Prozent Fett“ zu lesen ist. Das Dumme daran: Es ist alles eine große Lüge!
H2: Fett und Cholesterin sind unschuldig
Es war März 1984 als auf der Titelseite des Time Magazins Folgendes zu lesen war:
Cholesterol, and Now the Bad News. Der erste Satz des Cholesterin-Artikels lautete „Cholesterol is proved deadly, and our diet may never be the same.“ Das war der Startschuss für den Kampf gegen das Fett. Nun hieß es: keine Eier, kein Speck, keine Butter.
Mitte der 1980er Jahre waren sich die Forscher also einig, indem sie vor allem das in Butter, Speck und Eiern vorkommende Cholesterin sowie gesättigte Fettsäuren verteufelten und für die rapid abnehmende Gesundheit der Bevölkerung verantwortlich machten.
Mittlerweile haben viele Wissenschaftler einen Rückzieher gemacht. Denn immer häufiger wird bestätigt, dass die Sorge, Fett und Cholesterin würden viele der bekannten Zivilisationskrankheiten auslösen, unbegründet ist. Eine Analyse aus dem Jahr 2010, die 21 Studiendaten zusammenfasste, an denen 348.000 Personen teilnahmen, konnte keine Beweise für eine Verbindung zwischen gesättigten Fettsäuren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen finden. Im März 2014 veröffentlichte Annals of Internal Medicine die Ergebnisse einer weiteren Analyse von 76 Studien mit über 600.000 TeilnehmerInnen aus 18 verschiedenen Ländern. Kurzum: Es gibt keine Verbindung zwischen gesättigten Fettsäuren und Fettleibigkeit, Diabetes, hohen Cholesterinwerten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Julia Tulipan, eine sympathische Biologin, Bloggerin und Coach aus Wien, fasst in einem ihrer sehr wissenschaftlich fundierten Artikel prägnant zusammen, dass nicht die gesättigten Fette in der Nahrung, sondern das gesättigte Fett im Blut ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellt. Ein gesunder Mensch reguliert den Cholesterinwert im Blut selbst und blockt die Aufnahme bei Bedarf schon an der Darmwand ab. Viele von uns, wenn nicht sogar die meisten, können daher unbedenklich Lebensmittel wie Eier, Butter oder Käse in gesundem Maße essen (Quelle NZZ „Speck und Spiegeleier sind gesund“).
Zucker bringt nicht nur „leere Kalorien“
Mit immer raffinierteren Methoden schafft die Industrie es ihre Produkte als ungesüßt, zuckerfrei oder als (fast) gesund zu bewerben. Insgesamt sind über 70 verschiedene Süßungsmittel bekannt, mit denen Hersteller den tatsächlichen Zuckergehalt ihrer Lebensmittel verschleiern. VerbraucherInnen werden hinters Licht geführt und verstehen oftmals gar nicht, was in den Lebensmitteln drinnen steckt. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe schafft auch nicht mehr Klarheit, denn oft werden Zuckeraustauschstoffe auf intelligente Weise kombiniert, sodass sie KonsumentInnen einen niedrigen Zuckergehalt suggerieren, indem sie auf der Liste nach hinten rutschen.
Spätestens seit dem Kinoerfolg von „Voll verzuckert – That Sugar Film“ wird auch die breite Masse der Bevölkerung dafür sensibilisiert, dass Zucker die Entwicklung einer immer ungesünderen Gesellschaft und Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt. Wird dem Körper Zucker zugeführt, arbeitet die Bauchspeicheldrüse auf Hochtouren. Es wird Insulin im Übermaß produziert und ein Energieschub entsteht. Doch der kurzlebige Haushaltszucker ist schnell wieder abgebaut und entsprechend schnell sinkt der Insulinspiegel wieder ab. Die Folge ist Heißhunger und zwar meist nicht auf etwas Gesundes. Darüber hinaus scheint es, dass uns Zucker erstens blöd und zweitens abhängig macht.
Anstatt uns das Leben zu versüßen, macht uns Zucker zu echten und kranken Junkies. Während ein gesunder Körper hie und da mit ein wenig Zucker – ähnlich wie mit Alkohol – gut klarkommt, ist bei den meisten westlichen Gesellschaften von „ein wenig“ nicht die Rede. Er ist einfach überall drinnen, selbst dort, wo du ihn nie erwarten würdest – aber das wäre schon Stoff genug für einen eigenen Beitrag.
Menschen nehmen durch frisches Obst und Gemüse genügend Zucker zu sich. Für all jene, die es doch einmal süßer mögen oder gerne backen, für die finden sich wesentlich gesündere Alternativen.
Schluss mit Mythen – informiere dich!
Ob wir jemals die ultimative Wahrheit über gesunde Ernährung finden werden, ist nicht klar. Viel zu oft wurden „Wahrheiten“ über Bord geworfen und neu formuliert – auch die neuesten Studien stehen vor diesen Herausforderungen. Manchmal hilft es aber schon, wenn man weiß, was man nicht essen soll – und genau das ist unser Ziel rund um die weitest verbreiteten Ernährungslügen unserer Zeit.